Unerwartete Überraschungen
Es gibt einen besonderen Aspekt, der es für uns unmöglich macht, in die unvermeidliche Routine jeder Arbeit zu verfallen: die Überraschung. Es geht darum, während der Renovierung auf unerwartete oder gezielt gesuchte Weise Bauelemente, dekorative Details oder hochwertige Materialien zu entdecken.
Wenn das Erneuern sichtbarer Elemente wie antiker Böden, Holz- oder Steinelemente bereits zufriedenstellt, entsteht eine echte Aufregung, wie die eines Archäologen, wenn wir einen versteckten kleinen Schatz finden.
Im Jahr 2019 haben wir die Renovierung einer besonders hochwertigen Wohnung in der Via Crispi durchgeführt, und zu den verschiedenen Arbeiten, die von den Eigentümern und dem Architekten gefordert wurden, gehörte auch die spezielle Lackierung des alten vorhandenen Bodens mit weißer Farbe, einem Fertigparkett aus Doussie Africa, das nicht von besonderem Wert war.
Bei der Demontage einiger Bodenbereiche, um das Badezimmer zu vergrößern, entdeckten wir jedoch die Schichtenfolge des Bodenbelags, die an der Oberfläche aus Doussie bestand, darunter eine OSB-Holzplatte (Spanplatte, verleimt und gepresst) und darunter schließlich das originale Parkett… und was für ein Parkett!
Das mit Teer behandelte Parkett
Ein Eichenparkett aus den frühen 1900er Jahren, das als ‚Teerparkett‚ bezeichnet wird Tatsächlich wurde das Parkett vor der Verwendung von Klebstoffen auf Holzleisten genagelt oder direkt im Untergrund ‚eingemauert‘. Eine besonders effektive und hochwertige Methode war das Verlegen mit Teer, das dort ausgeführt wurde, wo die Verlegefläche besonders steif und eben war. In Triest wird speziell erzählt, dass für diese Art von Arbeiten die Meister-Terrazzoarbeiter eingesetzt wurden, die damals im Schiffbau tätig waren. Ein eliter und prestigeträchtiger Beruf, der im Laufe der Zeit verloren gegangen ist.
Weitere hochwertige Merkmale
Zusätzlich zu diesem Detail wies das Parkett die typische Verlegung antiker Parkette mit dem Randfries auf: eine Leiste aus parallelen und rechtwinklig zu den Außenwänden verlaufenden Holzstücken, die eine einzige Abschlusslinie bildeten, welche das zentrale Fischgrätmuster umrahmte.
Als ob das nicht genug wäre, wiesen auch die Dielen selbst ein seltenes Merkmal auf: Sie hatten nicht die übliche Nut-Feder-Verbindung, sondern waren alle auf allen vier Seiten eingeschnitten und zur Verbindung wurden sogenannte ‚Quadrelli‘ aus Holz verwendet.
Das antike Parkett renovieren
Wir haben unsere Entdeckung mit dem Auftraggeber geteilt und ihren historischen Wert erklärt. In vollem Bewusstsein der Erhöhung der Baukosten wollte unser Kunde das originale Parkett unbedingt wieder ‚zum Leben erwecken‘, mit einer Begeisterung, die unserer gleichkam.
Wir haben daher das Fertigparkett, das darunterliegende OSB und die selbstnivellierende Masse entfernt, die über das historische Parkett gegossen worden war. Wir befürchteten, dass die Ausgleichsmasse das Holz ‚verbrannt‘ hatte. Dieser Begriff bezeichnet das Eindringen von Lösungsmitteln oder chemischen Bindemitteln in die Holzfasern, was sich als wahres Desaster herausgestellt hätte. Zum Glück hatte das Parkett jedoch standgehalten und war für die Restaurierung geeignet.
Auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden, der eine natürliche Oberfläche wollte, haben wir zuerst die Oberfläche leicht geschliffen und einige beschädigte oder abgelöste Teile repariert, dann wurde eine mechanische Bürstung durchgeführt, um die Maserung des Holzes hervorzuheben, mit kleinen handgeführten Werkzeugen wie Fräsen und Bürsten
Anschließend wurde das Verfugen von Hand, Fuge für Fuge, durchgeführt, da die Vibrationen des Fräsens, das normalerweise dem traditionellen Verfugen folgt, das reale Risiko eines Ablösens der Dielen vom Untergrund mit sich gebracht hätte.
Zum Abschluss haben wir eine natürliche, leicht aufgehellte Imprägnierung mit weißer Pigmentierung aufgetragen, um die typische gelbe Farbe der Eiche zu mildern.
Das Ergebnis ist ein Boden von einzigartiger Eleganz. Auch heute noch, wenn wir den Kunden besuchen, fühlt es sich an wie eine Zeitreise, und es ist fast schon selbstverständlich, sich zu bücken und dieses Holz zu berühren, als wäre es ein Gruß, ein Dankeschön.